»Sektorenübergreifende Kooperation und ihre Infrastruktur«
Ausführungen des Themenpaten Dr. rer. pol. Hans H. Th. Sendler
Die Förderung bürgerschaftlichen Engagements ist auch unter dem Gesichtspunkt der sektorenübergreifenden Zusammenarbeit eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dazu ist von den unterschiedlichen Kulturen der Politik und Verwaltung, der Unternehmen und des bürgerschaftlichen Engagements in der Zivilgesellschaft auszugehen. Mit welchen Erfolgen diese Sektoren im Einzelnen zusammenwirken gehört – zumeist unterschätzt – zu den Prüfsteinen einer hinreichenden Funktionsfähigkeit unserer Gesellschaft. Die Kultivierung der Pfade der Trisektoralität erscheint nicht zuletzt auch im Lichte der aktuellen Krisenerscheinungen geradezu unabdingbar. Zu denken ist auch wegen der besonderen Stärken des Engagements u. a. an die Themen Pandemien, der Migration, Bildung, Klimaschutz und Kriegsfolgen und ihre Bewältigung im ökologisch, ökonomisch und sozial tragbaren Rahmen.
Die Zahl der Verwaltungen, der Unternehmen der Wirtschaft und der bürgerschaftlich Engagierten ist groß. Alle Sektoren haben je ihre eigenen Ziele, Rechtsrahmen und sonstige Rahmenbedingungen, Methoden, organisatorischen Instrumente und Verfahren. Und die Beteiligten verfügen vielfach noch über beträchtliche Spielräume, den je eigenen Nutzen auch über die Kooperation und Koproduktion für Synergien zu realisieren. Die Koproduktion ist nach diesem Verständnis dort erforderlich, wo sich aus dem jeweiligen Thema ergibt, dass die Beteiligten verschiedener Sektoren wegen sektorenübergreifender Abhängigkeit grundsätzlich und im Einzelfall tunlichst abgestimmt und ineinandergreifend vorgehen sollten.
Das Potenzial dafür ist quer durch viele wesentliche Themen- und Problemfelder unserer Gesellschaft beträchtlich und facettenreich. Die jeweiligen Sektoren-Kulturen sind dazu durch die trisektorale Kultur verzahnt, die – mit Einfluss auf die Sektorenkulturen - besser zu entwickeln ist. Dadurch wird zusätzlicher Nutzen ermöglicht, ohne die Entscheidungsfreiheit der Akteur*innen aus beteiligten Sektoren zu schmälern. Mehr gezielt mögliche Synergie soll erleichtert werden.
Die Überzeugung, dass Kooperation der bessere Weg ist, wächst in der Gesellschaft. Deshalb haben der Zielbezug, die Entscheidungsfreude und die Kreativität findiger Akteur*innen bei der Bewältigung von alltäglichen Problemen bereits zu vielen Initiativen und Schritten in diese Richtung geführt. An die dabei gewonnenen Erfahrungen und beschrittenen Wege kann angeknüpft werden. Zu diesen Erfahrungen zählen gute Lösungen individueller Initiativen in Einzelfällen, die auch andere anregen können und dann systematische Unterstützung verdienen. Dazu dürfte es auch gehören, neben dem in allen Sektoren vorhandenen Aufgaben- und zum Teil Sendungsbewusstsein das trisektorale Zielgruppenbewusstsein zu schärfen und insoweit zwischen den unterschiedlichen Anforderungen an Binnen- und Außenkommunikation zu unterscheiden.
Immer wieder wird auch deutlich, dass Kooperation in vielfältigen und teils komplexen Einzelfällen bessere Rahmenbedingungen benötigt, z. B. durch bessere Information zu entsprechenden Ideen und den dabei eingeschlagenen Wegen, den als sinnvoll erkannten Regeln und den erprobten Verfahren bis hin zur ermöglichenden Förderung. Die Summe dieser Rahmenbedingungen wird unter dem Begriff Infrastruktur zusammengefasst.
Dabei sind alle Ebenen berührt. Dreh- und Angelpunkt für Details der inhaltlichen Zielbestimmung und organisatorischen Lösungen ist die jeweilige Region, in der Menschen, Verwaltungen, Unternehmen und Organisationen nach ihren Zielen zusammenwirken wollen.
Die Infrastruktur dazu umfasst gemeinsame Informations- und Kontaktmöglichkeiten (ggfls. unter Einsatz lernender Plattformen), Stellen für Beratung und sonstige Dienste sowie Absprachen zu Methoden, Regeln und dem Umgang miteinander. Es handelt sich um Daueranforderungen für Daueraufgaben im steten Wandel. Die Früchte dessen können nur so gut sein wie der Wille der Beteiligten und ihre konsequente Grundhaltung.