Inhalt
Corona-Maßnahmen des DOSB
Wirtschaftliche und finanzielle Herausforderungen
Endnoten
Autorin
Redaktion
Zunächst einmal danke ich ZiviZ, dass sie die Initiative ergriffen hat, mehr über die Situation von gemeinnützigen Organisationen in Zeiten der Corona-Pandemie zu erfahren. Ich danke ausdrücklich den Ländern, die diese Studie[1] unterstützt haben, und verhehle nicht, dass ich es bedaure, dass es nicht gelungen ist, auch den Bund zu einer Finanzierung zu bewegen. Denn zweifellos sind die Ergebnisse nicht nur für die Länder, sondern auch für die Bundesebene von Relevanz. So gibt uns Studie sehr wichtige in Hinweise darauf, wie Vereine und Verbände mit der aktuellen Situation umgehen und welche Auswirkungen sie befürchten. Sie ergänzt damit eigene Umfragen, über die ich zunächst kurz berichten will.
Corona-Maßnahmen des DOSB
Der DOSB hat im Kontext der Corona-Pandemie vier Maßnahmen ergriffen.
Zum Ersten wurden Leitplanken für den Sport im Freien, in der Natur und inzwischen auch für indoor-Aktivitäten erarbeitet, die in vielfältiger Form aufgegriffen und umgesetzt werden.
Zum Zweiten haben wir über die Social Media Kanäle eine Kampagne gestartet, um Menschen zu motivieren, weiter Sport zu treiben, ihrem Verein verbunden zu bleiben und die auch für Vereinsspenden aufruft: www.supportyoursport.org.
Zum Dritten haben wir einen Unterstützungsfond für unsere Mitgliedsorganisationen aufgelegt, der zwar nicht den Umfang der staatlichen Fördermöglichkeiten hat, aber dennoch unbürokratisch und auf kurzem Weg Hilfestellung leisten soll.
Zum Vierten haben wir die wirtschaftliche Situation von Vereinen und Verbänden analysiert. Hier konnten wir auf Daten einiger Landessportbünde zurückgreifen, die ihre Vereine befragt und bis Ende April 2020 Schadensermittlungen bei ihren Vereinen durchgeführt haben. Legt man die dort genannten Beträge zugrunde, kommt man auf einen durchschnittliche Schadensbetrag in Höhe von circa 12.000 € pro Verein für das Jahr 2020. Hochgerechnet auf das Jahr 2020 ergibt dies einen hohen dreistelligen Millionen Betrag. Zudem haben wir ein Wirtschaftsprüfungsunternehmen damit beauftragt, den erwarteten, wirtschaftlichen Schaden in unseren Mitgliedsorganisationen zu ermitteln. Wir sind hier von drei verschiedenen Szenarien ausgegangen, und bereits im mittleren Szenario, das vorsieht, dass im dritten Quartal der Sportbetrieb wieder eingeschränkt aufgenommen werden kann, berichten 73 Prozent der Sportverbände, dass sie existenziell bedroht sind. Dies liegt im Wesentlichen daran, dass die Sportverbände vielfach auf Einnahmen aus Veranstaltungen und Wettkampfbetrieb angewiesen sind, und solange diese ausfallen, fehlen die entsprechenden Einkünfte.
Wirtschaftliche und finanzielle Herausforderungen
In all den Befragungen wurde uns gespiegelt, dass ein entscheidender Aspekt für die Existenzbedrohung das Fehlen von ausreichenden Rücklagen ist. Dieser Aspekt kommt auch in der ZiviZ-Studie zum Ausdruck. Es wäre daher wünschenswert, wenn die Frage der Rücklagenbildung für gemeinnützige Organisationen auf die gemeinnützigkeitspolitische Agenda gesetzt würde und hier bessere Voraussetzungen geschaffen werden könnten, damit auch gemeinnützige Organisationen besser auf eine solche Krise vorbereitet sind, als sie es aktuell sein können.
Damit sind die wirtschaftlichen und finanziellen Folgen, die in diesem Jahr zu erwarten sind, hinreichend gut abgebildet. Was in den Diskussionen bislang jedoch fehlt, ist die Frage nach den gesellschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie. Durch das Fehlen jeglichen Vereinsangebots und eines geregelten Sportbetriebs fallen Übungsgruppen und Mannschaften auseinander, fehlen angeleitete Sport- und Bewegungsangebote und entfallen die soziale Bindung und Begegnung, die das Vereinsleben ausmachen. Hinzu kommt, dass auch der Schulsport nicht stattfand, und die Sporthallen häufig als zusätzliche Klassenräume zweckentfremdet wurden. So konnten die Menschen über Monate hinweg keinen Sport in ihrem Verein treiben, und bei über 27 Mio. Mitgliedschaften sind das etwa ein Drittel der Bevölkerung.
Einen weiteren Aspekt möchte ich kurz ansprechen: Die ZiviZ-Studie stellt auf Besonderheiten von mitgliederbasierten Organisationen ab. Unsere Erwartung ist, dass trotz der von den Vereinen genannten und erwarteten Schadenssummen dieser Schaden im überwiegenden Umfang erst im nächsten Jahr und in den folgenden Jahren anfallen dürfte. Dies liegt daran, dass die Kündigungen von Mitgliedschaften in Sportvereinen in der Regel zum Jahresende erfolgen, so dass ein nennenswerter Mitgliederrückgang erst für 2021 zu erwarten ist. Da wir aus Befragungen und ersten Zählungen davon ausgehen müssen, dass ca. 10 Prozent der Vereinsmitglieder im Laufe oder am Ende des Jahres aus ihrem Verein austreten, geht der Appell an die Förderprogramme des Bundes und der Länder, im Blick zu behalten, dass Schäden aus der Coronakrise tatsächlich erst ab 2021 sichtbar werden dürften.
Abschließend möchte ich Ihren Blick darauf wenden, dass die Förderprogramme von Bund und Ländern möglichst niedrigschwellig und unbürokratisch aufgebaut werden, damit insbesondere die vielen ehrenamtlich geführten Vereine überhaupt die Möglichkeit haben, davon zu profitieren und an die Fördermittel zu gelangen.
Endnoten
[1] https://www.ziviz.de/medien/freiwilliges_engagement_corona-krise
Beitrag im Newsletter Nr. 14 vom 16.7.2020
Für den Inhalt sind die Autor*innen des jeweiligen Beitrags verantwortlich.
Autorin
Dr. Karin Fehres übernahm im Gründungsjahr des DOSB 2006 als Direktorin die Verantwortung für den Bereich Sportentwicklung, seit der Strukturreform 2014 als DOSB-Vorstand.
Kontakt: fehres@dosb.de
Redaktion
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