Beitrag im Newsletter Nr. 17 vom 25.8.2022

Das Projekt STUDIUM HOCH E – eine Bilanz

Serge Embacher

Inhalt

Das Projekt STUDIUM HOCH E – eine Bilanz
STUDIUM HOCH E als Folgeprojekt
Die Rollenverteilung
Instrumente und Perspektiven
Autor
Redaktion


Das Projekt STUDIUM HOCH E – eine Bilanz

Pilotprojekt Unter dem treffenden Titel Students meet society fand in den Jahren vor STUDIUM HOCH E ein Pilotprojekt statt, in dem die Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis in Kooperation mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) drei Jahre lang erprobte, wie man internationale Studierende und Studierende mit Migrationsgeschichte zu einem bürgerschaftlichen Engagement motivieren könnte. Die entscheidende Frage dabei war, wie eine Universität (hier: die MLU in Halle) und eine gemeinnützige Mittlerorganisation (hier: die Freiwilligen-Agentur Halle) zu einer systematischen Zusammenarbeit finden können, um das Engagement internationaler Studierender zu fördern bzw. entsprechende Ermöglichungsstrukturen zu schaffen. Dabei geht es zum Beispiel darum, wie eine Hochschule und eine Freiwilligenagentur überhaupt zusammenfinden, wie man Verantwortlichkeiten festlegt, wie man die Kooperation aufbaut und verstetigt, wie man mit den Studierenden in Kontakt und ins Gespräch kommt und wie man zu langfristigen Perspektiven gelangen kann.

STUDIUM HOCH E als Folgeprojekt

Am Ende des Pilotprojekts standen genügend Instrumente bereit (Beratungs- und Workshop-Formate, Veranstaltungsreihen, Anlaufstellen, Engagement-Gelegenheiten, vernetzte Strukturen usw.), um den Grundgedanken – internationale Studierende engagieren sich an ihrem Hochschulstandort, um besseren Anschluss an die Gesellschaft in Deutschland zu finden, die Deutschkenntnisse zu vertiefen und Anerkennung zu erfahren – weiterzuverfolgen. Es ist dem Weitblick und dem Interesse des BAMF zu verdanken, dass aus diesen positiven Ergebnissen der Gedanke erwachsen konnte, ein Transfer-Projekt aufzusetzen, mit dem die Ergebnisse aus Halle auf andere Städte übertragen werden sollten. So entstand in Trägerschaft des BBE das Projekt STUDIUM HOCH E. Um einen Moment bei dem Titel zu verweilen: Hiermit sollte eine griffige Formel gefunden werden, die an die Sprache der Mathematik als exakter Wissenschaft (Potenzrechnung…) erinnert, wobei STUDIUM die Basis und das E wie ENGAGEMENT den Exponenten darstellen. Ob das gelungen ist, müssen natürlich andere beurteilen. Die Idee, dass bürgerschaftliches Engagement in allen Lebenslagen und vor allem im Studium zu einer Potenzierung von Lebensqualität und persönlichen »Skills« führt, kann hingegen kaum bestritten werden.

Die Rollenverteilung

Im Zentrum des Interesses standen natürlich die internationalen Studierenden bzw. die Studierenden mit Migrationsgeschichte. Bei Letzteren gab es allerdings von Anfang an Probleme mit der Abgrenzung. Was zählt eigentlich als Migrationsgeschichte? Wie soll man diese amorphe Gruppe definieren? Und wie kann man verhindern, dass die Zielgruppe ausgerechnet durch die Förderung selbst mit dem Stigma des Fremden, das es ja gerade zu verhindern gilt, versehen wird? Am Ende zeigte sich aber, dass dieses Problem eher abstrakter Natur war. Denn wie beim sonstigen Engagement auch, galt einfach der Satz: Wer mitmacht, ist dabei. Das führte zum zweiten Problem: Wenn aufgrund von Eindämmungsverordnungen die Präsenzlehre ausgesetzt wird und internationale Studierende nach der Semesterpause nicht wieder nach Deutschland einreisen können, schrumpft die Gruppe der erreichbaren Studierenden auf ein sehr kleines Maß zusammen. Die Projektverantwortlichen waren froh, dass die drei Standorte dennoch nicht untätig geblieben sind und alles darangesetzt haben, auch mit nur wenigen Studierenden gute Strukturen zu schaffen. In der letzten Projektphase konnten dann wieder mehr junge Menschen aus dem Ausland hier studieren, so dass die Arbeit deutlich leichter wurde. An den ausgewählten Projektstandorten ging es darum, dass jeweils eine Universität mit einer gemeinnützigen Mittlerorganisation zusammenfindet, um eine Kooperation aufzubauen. In Eberswalde waren das die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNE) und die Bürgerstiftung Barnim Uckermark, in Essen waren es die Universität Duisburg-Essen und die Ehrenamt Agentur Essen, in Marburg schließlich die Philipps-Universität Marburg und die Freiwilligenagentur Marburg-Biedenkopf. Das Ganze sollte aber nicht bloß gelegenheitshalber oder punktuell stattfinden. Vielmehr war die Aufgabe, eine dauerhafte Struktur zu etablieren, die auch über das Projektende hinaus tragfähig ist. Dabei war zum Beispiel die Frage wichtig, wo genau an einer Universität oder Hochschule die Engagementvermittlung bzw. -information anzusiedeln ist. An der Universität Duisburg-Essen konnte die bereits bestehende Anlaufstelle UNIAKTIV genutzt und entsprechend erweitert werden. An der Philipps-Universität Marburg wurde das International Office als Anlaufstelle definiert. Und an der HNE in Eberswalde wurde das Projekt direkt an die Hochschulleitung angebunden.

Instrumente und Perspektiven

Um die Sache besser strukturieren zu können, orientierte sich die Sortierung der Instrumente zur Engagementförderung entlang der Engagement-»Karriere« von Studierenden. Phase 1 gilt der Information und Ansprache. Hier geht es etwa um die Entwicklung geeigneter Informationsmaterialien, um Formate der direkten Ansprache, den Einsatz von Social Media, die Etablierung von so genannten Engagement-Tandems und Dialogveranstaltungen. In der Phase 2 – Beratung, Vermittlung und Begleitung ins Engagement – sind z. B. gezielte Einblicke in die Engagementwelten, kompetente Beratung und Volunteer Walks wichtig. Phase 3 bewegt sich um die Begleitung des Engagements durch digitale Plattformen, Qualifikationsangebote und andere Elemente. Die Phase 4 schließlich – Abschluss des Engagements, Anerkennung und Würdigung – ist geprägt von Dingen wie Zertifizierung (Engagementnachweise) oder auch Abschlussveranstaltungen. Bei all dem ist die curriculare Verankerung im Rahmen des Studiums selbst sehr wichtig, da auf diese Weise das Engagement eine Nützlichkeitskomponente bekommt, die sehr motivationsfördernd wirken kann. Die hier nur grob skizzierten und exemplarisch genannten Instrumente der Engagementförderung für internationale Studierende sind ausführlich dargestellt in einem Praxisleitfaden, der ab Oktober 2022 allen Interessierten angeboten wird. Hierin liegt eine wichtige Perspektive, denn mit den im Leitfaden dargestellten Instrumenten und Methoden kann im Grunde jede Hochschule arbeiten, die an hochmotivierten und engagierten Studierenden, an guter Vernetzung in die Zivilgesellschaft am Standort sowie an weitergehender interkultureller Öffnung interessiert ist. Das BBE und die Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis werden für diese Perspektive weiter werben und bedanken sich beim BAMF für die Förderung und die sehr interessierte und engagierte Begleitung und bei allen Beteiligten des Projekts für die trotz widriger Bedingungen hervorragende und zukunftsweisende Zusammenarbeit.


Beitrag im Newsletter Nr. 17 vom 25.8.2022
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Dr. Serge Embacher arbeitet in der Geschäftsstelle des BBE in der Projektleitung und -entwicklung.

Kontakt: serge.embacher@b-b-e.de


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