Beitrag im Newsletter Nr. 22 vom 5.11.2020

Ehrenamt steht jeder Frau

Malte Höfeld

Inhalt

Frühe Förderung innerhalb der THW-Familie
Teilhabehürden abbauen, Berührungsängste überwinden
Kein Platz für Klischees und Stereotypen
Zwischenüberschrift
Autor
Redaktion

Frühe Förderung innerhalb der THW-Familie

Das Technische Hilfswerk (THW) ist die Zivil- und Katastrophenschutzorganisation des Bundes mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern sowie hauptamtlichen Beschäftigten im Geschäftsbereich des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat. Seit 70 Jahren leistet das THW Amtshilfe bei Überschwemmungen, Erdbeben, Bränden oder auch in der Corona-Pandemie im In- und Ausland.

Zur THW-Familie gehört neben der THW-Bundesvereinigung und der THW-Stiftung auch die THW-Jugend e. V., die sowohl Nachwuchsorganisation der Bundesanstalt THW, als auch eigenständiger Jugendverband ist. Unter dem Motto »spielend helfen lernen« führt der Verband Kinder und Jugendliche spielerisch an die Aufgaben des THW heran. Sie wachsen zu einer starken Gemeinschaft und erhalten die Möglichkeit, sich in vielen unterschiedlichen Bereichen zu bilden und fortzuentwickeln. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen fußt auf den fünf Säulen: Bildungsarbeit, internationale Zusammenarbeit, fachtechnische Ausbildung, soziales Engagement und aktive Freizeitgestaltung.

Die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen wird in enger Zusammenarbeit zwischen der Bundesanstalt THW und der THW-Jugend e. V. gestaltet. Insbesondere die fachtechnischen Anteile steuert in erster Linie die Bundesanstalt. Das THW verfügt über drei Ausbildungszentren an den Standorten Hoya, Brandenburg an der Havel und in Neuhausen. Die Möglichkeiten in der Jugendarbeit sind vielfältig. Das verbindende Element verschiedener gesellschaftspolitischer und freizeitorientierter Tätigkeiten ist die schrittweise Heranführung an die praktischen Tätigkeiten im aktiven Dienst. Mädchen und Jungen können im Rahmen der Jugendausbildung verschiedene Leistungsabzeichen ablegen und anschließend mit ihrer Grundausbildung aktive Einsatzkräfte im THW werden.

Teilhabehürden abbauen, Berührungsängste überwinden

Neben dem stetig wachsenden Frauenanteil in Haupt- und Ehrenamt, wird seit 2019 ein bundesweiter Fokus auf die Akquise von bis zu 2.000 Bundesfreiwilligendienstleistenden (»Bufdis«) gelegt. Diese Option wird als weiteres Bindeglied zwischen THW-Jugend und aktivem Dienst gesehen. Die Lebensphasen junger Menschen sind zunehmend von beruflicher Orientierung geprägt, wobei das Engagement im THW als ehrenamtlich getragener Organisation oft zunächst das Nachsehen hat. Das THW hat erkannt, dass in einem optimierten Übergang in den aktiven Dienst aufgrund der stabilen Zunahme an Junghelferinnen und Junghelfern eine wichtige Zukunftsaufgabe liegt. Die Möglichkeiten, einen Bundesfreiwilligendienst im THW zu leisten, sind vielfältig und werden individuell abgestimmt. Während ihrer Dienstzeit durchlaufen die Bundesfreiwilligen eine Grundausbildung und sind so leicht in das Ehrenamt zu integrieren. So wird die Begeisterung für die Arbeit des THW in heterogenen Bevölkerungsgruppen geweckt.

Heutzutage ist es die Ausnahme, wenn ein Ortsverband ausschließlich Männer beherbergt. Frauen und Mädchen bringen sich in allen Bereichen der THW-Familie ein. Auch so hat sich das ehemals männerdominierte THW in eine diverse Organisation des 21. Jahrhunderts entwickelt, die sich den Herausforderungen dringend notwendiger gesellschaftlicher Entwicklungen annimmt und diese konzeptionell antizipiert.

Kein Platz für Klischees und Stereotypen

Im Rahmen der Umsetzung der Marketingstrategie 2020+ werden aktuell gezielt (junge) Frauen als eine mögliche Zielgruppe direkt angesprochen. Technik und handwerkliche Arbeit sind keine reine Männersache. Klischees und Stereotypen haben im THW keinen Platz. Es ist ein gesellschaftlicher Umstand, dass die für das THW interessanten Studiengänge und Ausbildungen im MINT-Bereich eine hohe Anzahl an männlichen Studierenden aufweisen. Doch auch hier ist ein Trend des Umdenkens zu erkennen, den das THW unterstützt. Hierzu kooperiert das THW mit verschiedenen Hochschulen unter Anerkennung von ECTS für bestimmte Studienfächer. Dies soll sowohl die Attraktivität für ein Ehrenamt als auch für MINT-Fächer steigern. Darüber hinaus ist das THW Mitglied im Pakt »Nationaler Pakt für Frauen in MINT-Berufen«.

Je nach den örtlichen Umständen bieten einige Ortsverbände am sogenannten Girls Day die Möglichkeit zum Reinschnuppern. Auch auf Landesebene gibt es in der THW-Jugend gezielte Aktionen für diese Zielgruppe. Die THW-Jugend Bremen beispielsweise organisiert jedes Jahr ein Mädchenwochenende, bei dem sich die Mädchen und Junghelferinnen austauschen können und Jugendleiterinnen für den Umgang mit Geschlechterfragen sensibilisiert werden. Diese Öffnung der Organisation äußert sich neben den Helferinnengewinnungsstrategien auch in einer Anpassung der Sprachkultur (Gendern). Zudem bietet das THW vielfältige Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten nach Interesse, Bedarf und Fähigkeiten der Helfenden. Hier kann für alle eine passgenaue Funktion gefunden werden.

Mit der neuen Vizepräsidentin Sabine Lackner gewinnt die Gleichstellung eine neue Präsenz, die sich auch in strategischen Entscheidungen wiederfindet. Der Anteil von Frauen im hauptamtlichen Sektor des THW wächst stetig an und auch die Zahl von Frauen in Führungspositionen steigt. Der Frauenanteil unter den Helferinnen und Helfern hat sich in der Zeit von 2018 bis 2020 von 8.486 auf 9.209 erhöht. Mit dieser Entwicklung konnten die anvisierten Zielgrößen sogar übertroffen werden. Im Jugendbereich liegt der Anteil an weiblichen Mitgliedern mit aktuell 18,8 % - das sind knapp 3.000 Junghelfer/innen – sogar höher als bei den erwachsenen Einsatzkräften.

Das THW treibt eine stärkere Beteiligung von Mädchen und Frauen auch zukünftig weiter voran. Dabei werden die gesellschaftlichen Hemmnisse erkannt und Berührungsängste abgebaut. Die Begeisterung für ein Engagement für die Gemeinschaft ist in jedem Fall das zentrale und universelle Motiv für die Unterstützung des THW – hierbei spielt das Geschlecht keine Rolle.


Beitrag im Newsletter Nr. 22 vom 5.11.2020
Für den Inhalt sind die Autor*innen des jeweiligen Beitrags verantwortlich.

Zurück zum Newsletter


Autor

Malte Höfeld ist Sachbearbeiter Jugend in der THW-Leitung.

Kontakt: Malte.Hoefeld@thw.de


Redaktion

BBE-Newsletter für Engagement und Partizipation in Deutschland

Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE)
Michaelkirchstr. 17/18
10179 Berlin

Tel.: +49 30 62980-115

newsletter@b-b-e.de
www.b-b-e.de

Zum Seitenanfang