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Editorial
Kommunale und regionale Bildungslandschaften sind gelebte Verantwortungsgemeinschaften aus Zivilgesellschaft, Staat und Wirtschaft, die Bildung vor Ort gemeinsam gestalten. Sie zielen darauf ab, Bildungschancen und Bildungserfolge aller zu erhöhen, Teilhabe zu ermöglichen und eine starke freiheitliche Demokratie zu leben. Sie tragen auch zur Lösung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit bei: Klimawandel, Stärkung des sozialen Zusammenhalts und Friedens- und Demokratiesicherung lassen sich nur meistern, wenn alle gesellschaftlichen Akteure gemeinsam handeln. Zivilgesellschaft in all ihren Facetten ist eine wesentliche Akteursgruppe bei der Entwicklung von Bildungslandschaften. Engagierte Einzelpersonen, informelle Zusammenschlüsse und Initiativen, Kunst-, Kultur-, Sport- und Umweltvereine, kleine und große Stiftungen, Wohlfahrtsverbände und viele mehr leisten vielfältige und unverzichtbare Bildungsbeiträge entlang der gesamten Bildungskette.
Viele der genannten Organisationen bieten einen »Raum« für freiwilliges Engagement. Engagement wiederum schafft Erfahrungs-, Beteiligungs- und Bildungsräume für alle Generationen. Ob jung oder alt: Jeder Mensch kann grundsätzlich im Rahmen seines Engagements – auf non-formalem und informellen Wege – verschiedenste Kompetenzen und seine Persönlichkeit entwickeln. Soziale Fertigkeiten wie Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit, Toleranz und Demokratiefähigkeit, aber auch Fachkompetenzen können im Rahmen eines Engagements erworben werden. Derartige Bildungsprozesse sind nicht nur für das Engagement relevant, sondern haben einen lebensweltlichen Bezug und sind somit für jegliches weitere Handeln bedeutsam. Gleichsam werden damit auch wesentliche Beiträge für individuelle gesellschaftliche Teilhabe und für das Gemeinwohl geleistet.
Wenn bürgerschaftliches Engagement bildungsrelevant ist, dann sind es ebenso die Orte, an denen Engagement ausgeübt wird, also Sportvereine, Jugendverbände, Umweltvereine sowie Kunst- und Kulturvereine mit ihren Theatergruppen, Orchestern, Chören und vielen anderen Angeboten – um hier nur eine sehr kleine Auswahl zu nennen. Sie alle stellen zudem oftmals konkrete non-formale Bildungsangebote und informelle Bildungsgelegenheiten bereit und ergänzen damit das Bildungsangebot in Bildungslandschaften.
Zivilgesellschaft wird zudem immer häufiger als Partner:in bei der Gestaltung von Bildungsangeboten eingebunden, vor allem im schulischen Bereich. Insbesondere die Verbreitung von Ganztagsschulen hat zu mehr Partnerschaften zwischen Schulen und Zivilgesellschaft geführt. Immer mehr Vereine, etwa Kultur- und Sportvereine, gehen Partnerschaften mit Schulen ein und ergänzen dort das öffentliche Bildungsangebot – durch gemeinsam gestaltete Unterrichtsschwerpunkte, Projekte oder durch Freizeitangebote am Nachmittag. Aber auch Einzelpersonen bringen sich in das öffentliche Bildungssystem ein, etwa als Lese- oder Lernpat*innen, als Helfer*innen bei verschiedenen Schulaktivitäten oder als Eltern- oder Schülersprecher*innen.
Dennoch besteht bislang noch ein erhebliches Defizit bei der Anerkennung der Bildungsleistung zivilgesellschaftlicher Akteure. Dies war auch das Ergebnis der Fachtagung Kommunale Bildungslandschaften. Nicht ohne Zivilgesellschaft!“ am 14. November 2022 in Berlin. Die bisher oftmals kaum wahrgenommenen Beiträge zivilgesellgesellschaftlicher Akteure in den lokalen Bildungslandschaften müssen stärker sichtbar werden. Dazu braucht es nicht nur eine aktive Vernetzung mit allen Bildungsaktivitäten vor Ort und eine stärkere Anerkennung seitens der Politik, sondern auch eine bessere Forschung, die einerseits besser aufzeigt, welche Bildungsleistungen von der Zivilgesellschaft erbracht werden und wie zivilgesellschaftliche Akteure in ihrer Arbeit besser unterstützt werden können.
Beitrag im Newsletter Nr. 23 vom 17.11.2022
Für den Inhalt sind die Autor*innen des jeweiligen Beitrags verantwortlich.
Autor
Sabine Süß ist Sprecherin der BBE-AG Bildung und Engagement.
Kontakt: sabine.suess@stiftungen-bildung.de
Jana Priemer ist Sprecherin der BBE-AG Bildung und Engagement.
Kontakt: jana.priemer@posteo.de
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