Wie digitale Formate in Pandemiezeiten gelingen können – Ein Erfahrungsbericht des vhs-Ehrenamtsportals
Tobias Bönemann
Inhalt
Die Idee hinter der Online-Seminarreihe
Vorlauf und Planung
Teilnehmerakquise und Vorbereitung
Durchführung und Austausch
Unvorhersehbare Umstände und technische Tücken
Nachbereitung und Fazit
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Projektinformation
Zwischenüberschrift
Autor
Redaktion
Die Idee hinter der Online-Seminarreihe
Unter dem Titel »Ehrenamtliche Einsatzfelder in Alphabetisierung und Grundbildung« bot das vhs-Ehrenamtsportal im Herbst 2020 fünf Online-Seminare an, die sich an Ehrenamtliche, Koordinator*innen und Interessierte richteten. Rund 200 ehren- und hauptamtliche Teilnehmer*innen aus ganz Deutschland lernten darin Möglichkeiten kennen, Erwachsene mit Lese- und Schreibschwierigkeiten mit einfachen Mitteln effektiv zu unterstützen. Erfahrene Referentinnen teilten dazu ihr Wissen aus Theorie und Praxis mit der Community des Projekts. Doch was genau steckte hinter dem Format und welche Erfolgsfaktoren trugen zum Gelingen der rein digitalen Veranstaltungsreihe bei? Diesen und weiteren Fragen soll im folgenden Erfahrungsbericht nachgegangen werden.
Vorlauf und Planung
Einige Seminarinhalte sollten ursprünglich bereits im Rahmen der im April 2020 angesetzten Netzwerktagung vorgestellt werden. Diese zweitägige Veranstaltung lud Ehrenamtliche und Hauptamtliche zum Austausch ein, musste jedoch pandemiebedingt abgesagt werden. Eine große Nachfrage und schnelle Ausbuchung warf im Team die Frage auf, wie die Veranstaltungsinhalte der »vhs-Ehrenamtsportal«-Community und allen Interessierten trotzdem ansprechend präsentiert werden können. Schnell stand die Idee einer eigenen Online-Seminarreihe mit verschiedenen Themen, Inhalten und Austauschmöglichkeiten im Raum. Und damit gleichzeitig auch eine ganze Menge offener Fragen, Planungen und Herausforderungen, die zum Durchführen einer erfolgreichen sowie zielgruppenrelevanten Online-Seminarreihe dazugehören.
Zusätzlich zu den drei bereits im Rahmen der Netzwerktagung feststehenden Referentinnen galt es zwei weitere Personen zu gewinnen, deren Inhalte thematisch ins Konzept passten und die sich die Übernahme eines solchen Seminars vorstellen konnten. Nach organisatorischen Fragen zu Inhalten, Honorar und Technik standen rund zwei Monate vor dem Seminarstart fünf Referentinnen und das folgende Themengerüst der Seminarreihe fest:
- Alphabetisierung und Grundbildung unterstützen (Prof. Dr. Cornelia Rosebrock, Goethe Universität Frankfurt)
- Ehrenamtliche als Weiterbildungslotsen (Eva Heinen, Deutscher Volkshochschul-Verband)
- Praxisbeispiel »Miteinander lernen« (Daniela Glück-Grasmann, vhs Frankfurt)
- Lesen im Tandem (Mandy Grosser, vhs Frankfurt)
- Verbraucher schützen (Franziska Russ, Verbraucherzentrale NRW)
Teilnehmerakquise und Vorbereitung
Nun rückten weitere Fragen inhaltlicher und technischer Natur in den Fokus. Die ausgewählte Technik ermöglichte eine unbegrenzte Anzahl an Teilnehmer*innen und damit eine breite Bewerbung des kostenlosen Angebots. Möglichst viele Interessierte sollten von den Inhalten profitieren, so der grundlegende Gedanke der digitalen Seminarreihe.
Umfassende Werbemaßnahmen in den digitalen Kanälen des vhs-Ehrenamtsportals schlugen sich schnell in hohen Anmeldezahlen nieder, was vom Projektteam als wichtige Bestätigung des Angebots gesehen wurde. Insbesondere Projektkanäle wie der Newsletter und die eigens für den Anlass erstellte Webseite zur Seminarreihe erwiesen sich dabei als wichtiges Instrument zur Teilnehmerakquise, wie die Abfrage am Ende der Seminare zeigte. Aber auch persönliche Empfehlungen zwischen Ehrenamtlichen und Koordinator*innen verbreiteten das Angebot, sodass die Anmeldezahl kontinuierlich wuchs. Flankiert von einer Kampagne in den sozialen Medien (Facebook & Twitter) konnte eine messbare Aufmerksamkeit generiert werden, die je nach Kanal zu unterschiedlich vielen Anmeldungen führte.
Im Austausch mit den Referentinnen wurden Seminarabläufe parallel zur Akquise der Teilnehmer*innen konkreter, bis schließlich detaillierte Regiepläne und Präsentationen zur Durchführung vorlagen.
Durchführung und Austausch
Vorab versendete Informationen und Links ermöglichten einen vorangestellten Technikcheck, sodass die 90-minütigen Seminarprogramme gut verfolgt werden konnten. Diese waren mit einer kurzen Einführung und großer Methodenvielfalt – es wurde u. a. mit verschiedenen Aufgabenstellungen und Austauschmöglichkeiten gearbeitet – ohnehin gut gefüllt. Hohe Aufmerksamkeit und Interaktion in den Seminaren sicherzustellen war für alle in die Durchführung involvierten Personen essentiell und stellte Chance und Herausforderung zugleich dar. Interessanterweise zeigte sich dabei, dass der angestrebte Austausch unter- und miteinander umso lebendiger und ausführlicher ausfiel, je mehr Personen sich im Seminarraum befanden und mit Bild und Ton einschalteten. Die Bereitschaft eigener Ton- und Bildbeiträge stieg stetig und brachte einen informativen Austausch sowie neue Perspektiven über die vielfältigen Seminarthemen und darüber hinaus mit sich. In vielen Diskussionen und Gesprächen wurde die »vhs-Ehrenamtsportal«-Community anhand echter Gespräche lebendig und einmal mehr zeigte sich trotz Pandemie die bundesweite Heterogenität und Vielfalt ehrenamtlichen Engagements im Kontext Alphabetisierung und Grundbildung. Diesem Umstand versucht das vhs-Ehrenamtsportal mit entwickelten Angeboten stets aufs Neue gerecht zu werden, was mit der Themenauswahl hervorragend gelungen ist. Alle fünf Seminare können über die Seite des vhs-Ehrenamtsportals (https://vhs-ehrenamtsportal.de/seminarreihe-2020) nochmals angeschaut, nachbereitet und verbreitet werden.
Unvorhersehbare Umstände und technische Tücken
»Kaum eine Online-Veranstaltung ohne kleinere technische Herausforderungen oder Unwägbarkeiten«, so die Erfahrung des Projektteams aus zahlreichen Teilnahmen und Formaten während der Pandemie. Durch eine gute Vorbereitung und umfassende vorausgehende Techniktests können Unsicherheiten sowie Verbindungs-, Ton- oder Bildprobleme im Vorhinein zwar reduziert, jedoch nie ganz ausgeschlossen werden. So kam es auch während der Seminarreihe in einem Fall zu Verbindungsproblemen – das Seminar musste zu einem späteren Termin nachgeholt werden. Für die Verschiebung gab es auf allen Seiten Verständnis, sodass der geänderte Termin dem ansonsten reibungslosen Ablauf innerhalb der stattfindenden Seminare keinen Abbruch tat. Die vielen wohlwollenden Rückmeldungen, die im Anschluss der Seminare eingingen, bestätigten diesen positiven Eindruck aller Beteiligten während der Seminare zusätzlich. Dem Projektteam stellt sich retrospektiv daher weniger die Frage, ob technische Schwierigkeiten auftreten, sondern wie diese, wenn sie auftreten, professionell und transparent gelöst werden können. Dieser Ansatz erwies sich innerhalb der Seminarreihe als erstaunlich praktikabel und erfolgreich.
Nachbereitung und Fazit
Im Anschluss jedes Seminars erhielten alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen eine Nachbereitungsmail mit den wichtigsten Seminarinformationen wie Präsentationen und weiterführenden Links. Auch Hinweise auf noch ausstehende Seminare sowie die Möglichkeit einer Teilnahmebestätigung wurden dankend aufgenommen. Die gesamte Seminarreihe endete mit Nachbereitungsmöglichkeiten und einem runden Gesamteindruck, wie eine nachträgliche Evaluierung zeigte: Die Inhalte waren für die meisten Teilnehmer und Teilnehmerinnen relevant und brachten in über 75% der Fälle neue Perspektiven für die eigene ehrenamtliche Arbeit mit sich, wie die Antworten der Nachbefragung ergaben. 100% gaben an, dass sie die Teilnahme an einer Seminarreihe des vhs-Ehrenamtsportals weiterempfehlen würden, 98% würden an weiteren Seminaren des vhs-Ehrenamtsportals teilnehmen.
Das Team des vhs-Ehrenamtsportals inklusive aller fünf Referentinnen kann somit aus voller Überzeugung sagen, dass sich der nicht zu unterschätzende Aufwand für das Projekt und alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer mehr als gelohnt hat. In Anbetracht der Umstände ist die Reihe zu einem großen Erfolg des Projektjahrs 2020 geworden. Zukünftig sollen der »vhs-Ehrenamtsportal«-Community wieder vermehrt Angebote und Austauschmöglichkeiten in Präsenz gemacht werden, weil gerade das Ehrenamt von Begegnung und persönlichem Austausch lebt.
Solange dies jedoch nicht möglich ist, können Online-Formate bestehende Austausch- und Lernangebote hervorragend ergänzen und bundesweit verfügbar machen, Begegnungen in Präsenz nach Ansicht des Projektteams jedoch niemals vollständig ersetzen.
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Besuchen Sie das (vhs-Ehrenamtsportal)[https://www.vhs-ehrenamtsportal.de/] doch einmal, werfen Sie einen Blick in die (Seminaraufzeichnungen)[https://vhs-ehrenamtsportal.de/seminarreihe-2020] und werden Sie Teil der Community. Wir freuen uns über Ihre Anregungen und Wünsche zu weiteren Online-Seminaren und möglichen Themenschwerpunkten. Für den Fall, dass Sie an konkreten Schulungen und Präsenzveranstaltungen interessiert sind, sobald diese wieder stattfinden können, oder einfach nur über die thematischen Neuerscheinungen im Portal informiert werden möchten, empfehlen wir Ihnen unseren Newsletter:
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Projektinformation
Das vhs-Ehrenamtsportal ist ein Projekt der Alpha-Dekade 2016 - 2026 und wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Es wurde vom Deutschen Volkshochschul-Verband entwickelt und sensibilisiert sowie qualifiziert Ehrenamtliche für Einsatzfelder in Grundbildung und Integration. Ehrenamtliche sollen für ein Engagement gewonnen und geschult werden und mit dem vhs-Ehrenamtsportal eine Anlaufstelle für bestmögliche Unterstützung für ihr Engagement erhalten. Mit Hilfe des vhs-Ehrenamtsportals können Ehrenamtliche deutschsprachige Erwachsene mit Lese-, Schreib-, oder Rechenschwäche sowie Zugewanderte bestmöglich beraten und unterstützen.
Beitrag im Newsletter Nr. 3 vom 4.2.2021
Für den Inhalt sind die Autor*innen des jeweiligen Beitrags verantwortlich.
Autor
Tobias Bönemann arbeitet als Projektreferent beim Deutschen Volkshochschul-Verband. Er ist zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit und technische Weiterentwicklung des vhs-Ehrenamtsportals.
Kontakt: ehrenamtsportal@dvv-vhs.de
oder über www.vhs-ehrenamtsportal.de
Redaktion
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