Beitrag im Newsletter Nr. 5 vom 10.3.2022

Klimagerechtigkeit: Engagement des Katholischen Deutschen Frauenbundes e.V. (KDFB)

Kerstin Bause

Inhalt

Der Klimawandel ist eine Frage der Gerechtigkeit
Frauen und Mädchen sind stärker von klimabedingten Katastrophen betroffen
Konkrete Beispiele zu Aktivitäten des KDFB
Wie geht es weiter?
Autorin
Redaktion

Der Klimawandel ist eine Frage der Gerechtigkeit

Der Klimawandel stellt die umfassendste Gefährdung der Lebensgrundlagen der heutigen und kommenden Generationen dar. Immer deutlicher werden die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels sichtbar, zum Beispiel in Form von Extremwetterlagen und abnehmender Biodiversität. Der Klimawandel ist in mehrfacher Hinsicht eine Frage der Gerechtigkeit: global, intergenerationell und geschlechtsbezogen.

Der Klimawandel hat eine globale Dimension: Die Lasten des Klimawandels sind sehr ungleich verteilt. Die ärmeren Staaten haben bislang weit weniger zum Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase beigetragen als die Industriestaaten, denen es zudem leichter fällt, sich den Folgen des Klimawandels anzupassen.

Der Klimawandel hat eine intergenerationelle Dimension: Klimaschädliches Verhalten wirkt sich insbesondere mittel- und langfristig aus. In mehreren Jahrzehnten wird spürbar werden, dass heute große Mengen Treibhausgase in die Atmosphäre abgegeben wurden. Nachkommende Generationen werden die Leidtragenden des heutigen Verhaltens sein.

Der Klimawandel hat eine Genderdimension: Männer und Frauen sind unterschiedlich von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen und ebenso unterschiedlich an Maßnahmen zum Klimaschutz beteiligt. Aus globaler Perspektive gibt es spezifisch nachteilige Auswirkungen auf Mädchen und Frauen.

Frauen und Mädchen sind stärker von klimabedingten Katastrophen betroffen

So berichtet UN WOMEN darüber, dass bis zu 80 Prozent der 21,5 Millionen Menschen, die aufgrund von klimabedingten Katastrophen fliehen, Frauen sind. Auf der Flucht sind sie häufig von körperlicher und sexualisierter Gewalt, Zwangsprostitution und Ausbeutung betroffen. Außerdem leiden Frauen und Mädchen nach Krisen länger und stärker unter den Auswirkungen der Flucht, etwa durch niedrigere Einkommen und schlechteren Zugang zu Produktionsmitteln, durch Nahrungsmittelunsicherheit und Unterernährung. Das haben laut UN WOMEN zum Beispiel Auswertungen in Myanmar 2015 gezeigt. (Quelle: https://www.unwomen.de/informieren/klima-und-gender.html, 23.02.2022)

Trotz der großen Betroffenheit sind Frauen aber in umweltpolitischen Entscheidungsprozessen nicht angemessen repräsentiert. Im Umweltbewusstsein und beim Umweltverhalten sind deutliche Geschlechterunterschiede festzustellen. Diesen wird in der Kommunikation von Nachhaltigkeits- und Umweltkonzepten kaum Rechnung getragen.

Die Umweltpolitik des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) verfolgt das Ziel, mehr Klimagerechtigkeit herzustellen. Dazu ist es notwendig, auf politischer Ebene für die Bewahrung der Schöpfung einzutreten und auch das jeweils eigene Verhalten auf Klimabewusstsein zu überprüfen.

Mit ihrem Beschluss »Klimawandel begrenzen – Treibhausgas-Ausstoß verringern« hat die Bundesdelegiertenversammlung des KDFB 2019 beide Perspektiven vereint: Zum einen stellt der Frauenbund konkrete Forderungen an die Bundesregierung (Verabschiedung eines ambitionierten Klimaschutzgesetzes mit festen Einsparzielen und jährlich sinkenden Jahresemissionsmengen für die einzelnen Handlungsfelder des Klimaschutzplans (Energiewirtschaft, Industrie, Gebäude, Verkehr, Landwirtschaft) und an die Katholische Kirche (z.B. strukturelle Verankerung des Klimaschutzes in den Bistümern, nachhaltige Bewirtschaftung von kircheneigenem Land, …). Zum anderen enthält der Beschluss Selbstverpflichtungen zur klimafreundlichen Gestaltung des verbandlichen Handelns. Dabei spielen auch Bildungsarbeit und Öffentlichkeitsarbeit zu klimarelevanten Themen eine große Rolle.

Konkrete Beispiele zu Aktivitäten des KDFB

Umweltzertifizierung nach Zukunft Einkaufen

Nach Beschlüssen der Bundesdelegiertenversammlung und des Bundesvorstandes des KDFB stellt sich die Bundesgeschäftsstelle des KDFB der Umweltzertifizierung nach den Richtlinien der Initiative »Zukunft Einkaufen«. Im Rahmen der Zertifizierung hat sich der KDFB zu einer nachhaltigen Beschaffungspolitik und damit unter anderem zum ökologisch verträglichen Einkauf von Büromaterialien, Papier etc. verpflichtet. Außerdem bezieht die KDFB-Geschäftsstelle nachhaltig produzierten Strom und kompensiert Reisetätigkeiten zu Gremiensitzungen über die Klima-Kollekte. Nach der ersten Zertifizierung von »Zukunft Einkaufen« im Dezember 2015 und der Rezertifizierung 2018 erfolgte im Januar 2022 wieder eine Überprüfung der Aktivitäten der letzten Jahre und der zukünftigen Ziele. Dabei werden besonders die Entwicklung von Arbeitsprozessen und Beschaffungsmaßnahmen hinsichtlich ihrer ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit abgefragt.

Aktionswoche »für mich. für dich. fürs Klima.«

Aus dem christlichen Selbstverständnis heraus ist es Aufgabe des Frauenbundes und seiner Mitglieder, durch eine nachhaltige Lebensweise an der Bewahrung der Schöpfung mitzuwirken. Mit der Aktionswoche »für mich. für dich. fürs Klima.« setzte der KDFB bundesweit Zeichen für seine Verantwortung zum Klimaschutz. Alle KDFB-Zweigvereine waren aufgerufen, sich vom 27. September bis zum 04. Oktober 2020 mit eigenen Aktivitäten zu beteiligen. Ziel der Aktion war die Erfahrung, dass klimafreundliches Verhalten einfach umsetzbar ist, gemeinsam mit anderen Menschen Spaß macht und Ausdruck bürgerschaftlicher Verantwortung für eine lebenswerte und zukunftsfähige Welt ist.

Die Zweigvereine wählten für ihre Vor-Ort-Aktionswoche eines von vier Themenfeldern aus: Mobilität, Konsum und Ernährung, Müllvermeidung oder Grüne Oasen. Hintergrundinformationen, Anregungen und konkrete Praxisbeispiele fanden sie in einem Leitfaden zur Aktionswoche. Bundesweit beteiligten sich zahlreiche Zweigvereine, es wurde eine Vielzahl an Ideen umgesetzt, zum Beispiel ein Kochbuch mit nachhaltigen Rezepten, Pflanzaktionen für Bäume und Stauden, Upcycling-Veranstaltungen zur Erstellung von Obst- und Gemüsebeuteln. Alle entwickelten Aktions-Materialien wurden so produziert, dass sie auch zukünftig genutzt werden können.

Zum Leitfaden der KDFB-Aktionswoche

Öffentlichkeitsarbeit

Der Frauenbund meldet sich zu relevanten klimapolitischen Themen zu Wort und appelliert an alle gesellschaftlichen Akteur*innen, durch Initiativen in ihren jeweiligen Handlungsfeldern zu einer Senkung der Treibhausgas-Emissionen beizutragen und auf diese Weise eine klimagerechte Zukunft zu gestalten.

In der Pressemitteilung zur Weltklimakonferenz 2021 setzte sich der KDFB für eine stärkere Verknüpfung von Wirtschafts-, Umwelt-, Entwicklungs- und Gleichstellungspolitik ein und drängte darauf, das Prinzip der Nachhaltigkeit weltweit prioritär zu verankern.

Auch als Mitglied der Initiative Lieferkettengesetz äußerte sich der KDFB mit Pressemitteilungen zu den Entwicklungen rund um das Lieferkettengesetz. Er trug so zu dem wichtigen ersten Schritt, nämlich der Verabschiedung eines deutschen Lieferkettengesetzes 2020, bei. Da der KDFB noch einige Schwächen und Lücken im deutschen Gesetz sieht, setzt er sich auch weiterhin in der Initiative Lieferkettengesetz für die Verabschiedung eines starken europäischen Lieferkettengesetzes ein.

Wie geht es weiter?

Der KDFB wird sich weiterhin für eine nachhaltige Lebensweise und zur Bewahrung der Schöpfung engagieren. Dabei sind Solidarität und Gerechtigkeit zwischen Nationen, Geschlechtern und Generationen sowie der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen wichtige Anliegen.

Gleichzeitig bleibt es eine große Herausforderung, klimabewusstes Handeln aus der Nische herauszuheben und vorhandenes Wissen zu klimafreundlichen Verhaltensweisen ins Handeln umzusetzen. Dieser Schritt ist die wichtigste Aufgabe und muss von allen Akteur*innen durch politische Aktivität, Bildung und Best-Practice-Beispiele angegangen werden.

Gemeinsam sind wir stark: Das Bilden von Allianzen kann auf dem Weg zu mehr Klimagerechtigkeit Kräfte bündeln und Anliegen konzentriert verstärken. Der KDFB ist deshalb Mitglied der Initiative Lieferkettengesetz und im Ökumenischen Netzwerk Klimagerechtigkeit. Gegenseitige Unterstützung trägt zu einer besseren Sichtbarkeit der Themen bei und erreicht mehr Menschen. Verbandliches Engagement sowie die gute Vernetzung zivilgesellschaftlicher Akteur*innen erleichtern den Einsatz für mehr Klimagerechtigkeit und tragen wesentlich zum Erfolg bei.


Beitrag im Newsletter Nr. 5 vom 10.3.2022
Für den Inhalt sind die Autor*innen des jeweiligen Beitrags verantwortlich.

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Autorin

Kerstin Bause ist Referentin für Globale Verantwortung beim KDFB e.V.

Kontakt: kerstin.bause@frauenbund.de


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