Beitrag im Newsletter Nr. 5 vom 12.3.2020

Bürgerschaftliches Engagement im Basketball

Ingo Weiss

Inhalt

Ansprüche wachsen
Projekt »Teamplayer gesucht: Engagier Dich«
Transport in die Landesverbände
Zwischenüberschrift
Autor
Redaktion

Basketball ohne Ehrenamt ist in Deutschland nicht denkbar! Diese Tatsache möchte ich meinen Ausführungen über die Bedeutung und über die Herausforderungen des bürgerschaftlichen Engagements im Basketball vorausschicken. Der Deutsche Basketball Bund (DBB) hat derzeit rund 212.000 Mitglieder bei leicht steigender Tendenz gegen den allgemeinen Trend, etwa 2.200 Vereine oder Abteilungen mit 10.000 Mannschaften, die fast alle hauptsächlich an den Wochenenden bei Spielen im Einsatz sind. Für die Durchführung dieser Spiele sind tausende von Menschen im Einsatz, sei es in den Vereinen/Abteilungen bei der Organisation (Vorstand, Abteilungsleitung etc.) oder bei den Spielen selbst als Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen sowie am Kampfgerichtstisch. Auf diesen Personenkreis, der seine Tätigkeiten zu mehr als 99 Prozent ehrenamtlich leistet, ist der deutsche Basketball angewiesen, durch diesen Personenkreis wird der deutsche Basketball Tag für Tag, Woche für Woche am Leben gehalten. Ich denke, damit ist die Bedeutung des Ehrenamtes und des freiwilligen Engagements für den Basketball in Deutschland eindeutig geklärt. Sport – und in diesem Fall Basketball - ist ein klassisches Engagementfeld, das die meisten engagierten Menschen vereint. Seinen Bedarf an freiwilligen Helferinnen und Helfern und an ehrenamtlichen Funktionsträgern und Funktionsträgerinnen deckt der Deutsche Basketball Bund traditionell und damit seit vielen Jahrzehnten aus den eigenen Strukturen und Reihen. Die Übernahme von Ämtern und Aufgaben gehörte über Generationen zur Vereinssozialisation der Sportlerinnen und Sportler. Doch seit einiger Zeit funktioniert diese Tradition nicht mehr wie gewohnt und im Sport nimmt die Zahl der Engagierten ab. Die Gründe dafür sind ebenso vielfältig, wie sie auf der Hand liegen: In Gesellschaft und Jugend ist der Trend hin zu einer stärkeren Orientierung auf die eigenen Interessen zu beobachten. Statt einem sportlichen und dem damit verbunden sozialen Vereinsleben gewinnen kommerzielle Angebote für Individualsport wie Fitness, die teilweise 24 Stunden am Tag nutzbar sind, für die Aktiven nach wie vor an Attraktivität. Außerdem spielen Dinge wie z.B. verschultes Studium, Ganztagsschule oder generell die Änderung des Freizeitverhaltens (»Generation Smartphone«) eine große Rolle dabei, dass das Zeitbudget für viele Menschen immer knapper wird.

Ansprüche wachsen

Auf der anderen Seite wachsen auch die Ansprüche bei den Ehrenamtlichen. Die Tätigkeiten werden inzwischen dahingehend überprüft, ob sie für den Lebenslauf -sprich für die Karriere- hilfreich sind. Generell wird es schwieriger, Ehrenamtliche für längerfristige Wahlämter zu finden. Deutlich leichter ist es da bei Volunteers und der sogenannten Event-Freiwilligkeit, also kurzfristigem Engagement. Die Folge: In den Sportstätten fehlen Übungsleiter und Übungsleiterinnen, zur Durchführung der Wettkämpfe fehlen Freiwillige für Spielleitung und Kampfgericht, in den Vorständen gibt es Nachwuchsprobleme, so dass das Erhalten des Spielbetriebs zum Teil alle verfügbaren Ressourcen aufbraucht und keine Ressourcen für Innovation, Veränderung oder Strategie zur Verfügung stehen. Die Situation der Vereine verändert sich damit nach wie vor weiter. Es wird eine kontinuierliche Aufgabe sein, die traditionellen Strukturen im organisierten Sport, dort wo es möglich ist, in Form und Ausgestaltung den geänderten Motiven und Interessen der potenziellen Freiwilligen anzupassen. Eine Bereitschaft zum Engagement im Sport gibt es wie die Studien belegen durchaus, nur müssen sich an einigen Stellen die Wege und Formen ändern, wie wir als Sportorganisationen diese Bereitschaft aktivieren können. Das können neue Methoden aber auch neue Partner wie bspw. Freiwilligenagenturen sein. Darüber hinaus erfordert es ein neues Denken, wie das Engagement der Freiwilligen ausgestaltet wird und wie die engagierten Menschen in ihrer Tätigkeit angeleitet, betreut und anerkannt werden.

Projekt »Teamplayer gesucht: Engagier Dich«

Diese Feststellungen und Erkenntnisse mündeten im Basketball schon im Jahr 2012 in das vom BMFSJ (Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) geförderte Projekt »Teamplayer gesucht: Engagier Dich!«, mit dem sich der DBB drei Jahre lang intensiv mit der Thematik »Engagementförderung im Sport« beschäftigte. »Teamplayer gesucht: Engagier Dich!« ging schließlich im Jahr 2013 an den Start. Schwerpunkte waren die Sensibilisierung für das Thema Engagementförderung als Aufgabe in den Sportorganisationen sowie die systematische Beratung und Qualifizierung auf diesem Gebiet. In Zusammenarbeit mit der Akademie für Ehrenamtlichkeit Deutschland (AfED) wurden Engagementberatungskräfte ausgebildet und Qualifizierungs- und Arbeitsmaterialien für die Umsetzung eines Beratungsangebots für Basketballvereine bzw. –abteilungen entwickelt. Diese Materialien werden nach wie vor bei Vor-Ort-Beratungen und Workshops eingesetzt und sind zudem für Interessierte in Form eines E-Learnings verfügbar. Mit diesem Projekt, dessen Inhalte und Konzept inzwischen von vielen anderen Sportorganisationen ganz oder teilweise übernommen und für die eigenen Bedürfnisse angepasst wurden, konnte der DBB in diesem Arbeitsfeld eine Vorreiterrolle übernehmen. 2016 wurde der Fokus im Rahmen der Förderung durch die dsj-Programme ZI:EL und ZI:EL+ auf die Altersgruppe U27, und dabei insbesondere Jugendliche mit erschwerten Zugangsbedingungen zum organisierten Sport, gelegt. In die Gestaltung und Koordination des Projekts waren von Seiten des DBB über den gesamten Zeitraum hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter involviert, die auf verschiedenen Ebenen mit diesen jungen Menschen selber, aber auch in der Qualifizierung der Multiplikatoren, die die jungen Menschen vor Ort in den Strukturen anleiten, aktiv waren. Auch nach Auslaufen der Förderung durch die dsj-Programme können unsere Vereine das Beratungsangebot weiterhin nutzen. Aktuell sind für das Thema vier regionale Engagementberater tätig. Darüber hinaus hat der DBB einen hauptamtlichen »Referenten für Engagementförderung und junges Engagament« angestellt. Der Erfolg des Projekts spiegelt sich in der Zufriedenheit der beratenen Vereine wieder, die die Beratungen als äußerst hilfreich für ihre Arbeit mit Freiwilligen bewerteten. Das spornt uns bei unserer weiteren Planung unter dem Motto »Hauptamt für das Ehrenamt« natürlich an.

Transport in die Landesverbände

Im Rahmen unserer intensiven Beschäftigung mit Ehrenamt und freiwilligem Engagement und der diesbezüglichen Projekte hat der DBB die Inhalte auch in die 16 Landesverbände transportiert und dort etabliert. Aufgrund der unterschiedlichen Größe und damit auch Leistungsfähigkeit der Landesverbände gibt es dort heute auch bei der Engagementförderung sehr unterschiedliche Strukturen. Die Förderung jungen Engagements und junger Ehrenamtlichkeit ist bei der dsj mittlerweile in eine Regelförderung übergegangen, sodass der DBB sein Angebot aufrechterhalten und an einigen Stellen noch ausbauen kann. Neben dem umfangreichen Beratungsordner, der für alle Interessierten auch digital zur Verfügung steht, arbeiten wir aktuell an zeitgemäßen Lernformaten wie »blended learning« und E-Learning, um gerade junge Engagierte besser und niedrigschwelliger zu erreichen. Außerdem wurde wie in vielen Sportorganisationen ein sogenanntes »Juniorteam« gebildet, das aus jungen Freiwilligen besteht und sich für die Mitsprache bei neuen Projekten und die Mitgestaltung unserer Events einsetzt. Auch dieses Modell macht in unseren Landesverbänden bereits Schule, so dass wir hoffen, bald ein Netzwerk aus Basketball-Juniorteams zu haben, das sich an der Mitgestaltung der Zukunft unserer Vereine und Verbände beteiligt. Das Thema Förderung des ehrenamtlichen Engagements ist damit in den Strukturen des DBB fest verankert und wird auch in den kommenden Jahren intensiv bearbeitet. Durch die Arbeit des DBB und die Sensibilisierung der Multiplikatoren ist das Thema auch in den Fokus der Mitgliedsorganisationen gerückt. Es konnten wie geschildert Materialien, Konzepte, Strukturen und Netzwerke entwickelt werden, die es ermöglichen, das Thema in der Verbandsarbeit des DBB und seiner Vereine als Zukunftsaufgabe zu etablieren. Für uns als Spitzenverband bleibt das Thema eine wichtige Investition in unsere Strukturen sowie in die Menschen, die diese Strukturen tragen und alltäglich mit Leben füllen und damit in die Zukunftsfähigkeit unserer Organisationen und nicht zuletzt unseres Sports.


Beitrag im Newsletter Nr. 5 vom 12.3.2020
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Autor

Ingo Weiss ist Präsident des Deutschen Basketball Bundes, langjähriger Vorsitzender der dsj und damit langjähriges Mitglied im DOSB-Präsidium und Schatzmeister des Basketball-Weltverbandes FIBA.

Kontakt: info@basketball-bund.de


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