Inhalt
Notwendigkeit schafft Aktivismus
Werte, die uns antreiben
»Wir sind alt genug, um Erfahrung zu haben, jung genug, um Träume zu haben.«
Endnoten
Autorin
Redaktion
Die Weltunion der jüdischen Student*innen (WUJS) ist die, demokratisch gewählte, internationale Dachorganisation jüdischer Studentenvereinigungen, die von Student*innen und für Student*innen geleitet wird. Jeder Mitgliedsverband ist durch einen designierten Abgeordneten in der Weltunion vertreten. Zusammen bilden diese Delegierten die WUJS-Generalversammlung. Mit 43 nationalen Verbänden und 2 regionalen Verbänden (Lateinamerika und Europa) vertritt WUJS jüdische Student*innen aus über 55 Ländern, mit einer Reichweite von rund 800,000 Studierenden.
Es ist das Ziel die kulturelle Identität der jüdischen Student*innen weltweit zu stärken und die Kontinuität des religiösen, ethischen und geistigen Erbes zu bewahren. Darüber hinaus ist WUJS bestrebt, sich für die Studierende aller Völker, unabhängig von Religion, ethnischer Zugehörigkeit und sexueller Orientierung, zu engagieren und Unterstützung zu geben, wo sie nötig ist.
Notwendigkeit schafft Aktivismus
Das Konzept eines international organisierten Weltunion jüdischer Student*innen wurde 1924 von Hersch Lauterpacht, einem österreichischen Juden, ins Leben gerufen als Reaktion auf das gegen Juden diskriminierende Quotensystem, das an allen europäischen Universitäten herrschte. Die Union entwickelte sich jedoch erst dann erfolgreich, als er die Unterstützung von Albert Einstein erhielt. Einstein, der damals Dozent in Berlin war und als Jude bei seinen Vorträgen häufig verbalen Angriffen ausgesetzt war, war gleichermaßen besorgt über den wachsenden Antisemitismus in ganz Europa. 1925 nahm Einstein die Einladung von Lauterpacht an, der erste Präsident der Weltunion jüdischer Student*innen zu werden.
Leider ist Antisemitismus bis heute eine Realität auf der ganzen Welt, mit der unsere Student*innen täglich konfrontiert werden, egal aus welchem Land sie kommen. Dieses globale Netzwerk von Student*innen ermöglicht den Austausch von »Best Practices«, Informationen sowie moralischer und praktischer Unterstützung bei der Organisation von nationalen und internationalen Kampagnen gegen Antisemitismus, Antizionismus, Holocaustleugnung und Revisionismus sowie gegen Rassismus und allen Formen von Diskriminierung. Wir möchten jüdischen Studierenden die Möglichkeit geben, in einem sicheren, integrativen und fairen Umfeld zu studieren.
Werte, die uns antreiben
In allen unseren Aktivitäten beziehen wir uns auf die folgenden Grundwerte:
Demokratie und Pluralismus
WUJS ist in seiner Struktur und Überzeugung demokratisch und besteht auf der Grundlage demokratischer Beteiligung und pluralistischer Werte. Daher ist WUJS offen für alle Student*innen unabhängig von ihrer religiösen und politischen Überzeugung, sexuellen Orientierung und ethnischen Zugehörigkeit.
Da die Leitung der WUJS demokratisch gewählt wird, ist die WUJS international als die einzige Organisation anerkannt, die berechtigt ist, die globale jüdische Student*innenschaft vor internationalen Behörden zu vertreten, wie z.B. in UNESCO und UNHRC, und sie wird häufig als globale jüdische Student*innenvertretung zu internationalen Konferenzen eingeladen.
Als Gegenstimme zu dem Anstieg von Extremismus, Menschenrechtsverletzungen, Diskriminierung, Rassismus, Hassrhetorik und Antisemitismus hat WUJS am »Internationaler Tag der Demokratie« das am 15. September 2020 stattfand, eine Video Kampagne[1] organisiert in dem Teilnehmenden aus 5 Kontinenten betonten was Demokratie für sie bedeutet und warum WUJS weiterhin unermüdlich für ihre Werte eintritt.
Peer-Leadership und Repräsentation
Wir glauben, dass jüdische Studierende ihren Anliegen und Interessen sowohl auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene Gehör verschaffen sollen und sich im Namen von Demokratie, Gleichheit, Gerechtigkeit und Frieden engagieren sollen. WUJS unterstützt die Initiativen der gewählten Student*innen Repräsentanten und bietet seinen Mitgliedern Seminare, Workshops und Konferenzen an, die einen globalen Austausch von Ansichten und Informationen ermöglichen und Führungs- und Kompetenztraining anbieten. Auf diese Weise wird das politische, kulturelle und soziale Engagement der jungen Menschen gestärkt, und sie in die demokratischen Prozesse eingebunden. Bei Bedarf mobilisieren wir unsere Mitglieder und koordinieren ihre Aktivismusbemühungen auch auf globaler Ebene.
»Wir sind alt genug, um Erfahrung zu haben, jung genug, um Träume zu haben.«
Der WUJS-Kongress ist das Flaggschiff der Weltunion der jüdischen Student*innen. Die Veranstaltung bringt jedes Jahr jüdische Anführer*innen der Studierendenschaft aus über 40 Ländern zusammen, aus Europa, Nord- und Lateinamerika, Afrika, Australasien und Israel. Der jährliche Kongress ist der Ort, wo Student*innen sich über die Realitäten und Herausforderungen jüdischen Student*innenlebens in verschiedenen Ländern austauschen können.
Die Generalversammlung findet ebenfalls während des Kongresses statt, und studentische Delegierte aus der ganzen Welt haben die Möglichkeit, verschiedene Vorschläge einzubringen und darüber abzustimmen, die ihre Vision für das kommende Jahr aktualisiert werden könnten. Beispiele für verabschiedete Anträge bei früheren Generalversammlungen:
• Sensibilisierung für den Völkermord an den Yazidi
• Mental Health - Verbesserung der Wissenslage und des Bewusstseins für psychische Gesundheit und Wohlbefinden
• Antrag gegen die Normalisierung und Akzeptanz des Rechtsextremismus
• Antrag auf Einführung eines Monats zur Hebung des Bewusstseins von weltweitem Antisemitismus
• Antrag zur Verpflichtung zur Bekämpfung des Klimawandels
WUJS ist eine wichtige internationale Stimme, die sowohl in der Gegenwart wie auch in der Zukunft Veränderungen bewirkt und bewirken kann. Oft wird gesagt, dass Student*innen die Anführer*innen von morgen sind, aber wir in der WUJS glauben, dass Studenten die Anführer*innen von heute sind.
Endnoten
Beitrag in den Europa-Nachrichten Nr. 11 vom 26.11.2020
Für den Inhalt sind die Autor*innen des jeweiligen Beitrags verantwortlich.
Autorin
Naomi Mittelmann Cohen ist Geschäftsführerin der World Union of Jewish Students seit Mai 2020. Davor hat sie über ein Jahrzehnt an der Förderung der deutsch-israelischen Be-ziehungen gearbeitet. Von 2013 bis 2020 war sie Projektmanagerin bei der Hanns Seidel-Stiftung in Jerusalem, wo sie mit lokalen NGOs zusammenarbeitete und durch Workshops und Konferenzen zum gesellschaftlichen Ausgleich und zur demokratischen Teilhabe der Zivilgesellschaft in Israel beitrug. Darüber hinaus initiierte und schuf sie zukunftsgerichte-te bilaterale politische und pädagogische Projekte zwischen Deutschland und Israel, um eine nachhaltige Verbesserung des gegenseitigen Meinungsbildes in den deutsch-israelischen Beziehungen zu fördern. 2012 erhielt Naomi das Internationalen Parlaments Stipendium (IPS) beim Deutschen Bundestag, wo sie im Büro von Gitta Connemann MdB (CDU) arbeitete und sich auf die deutsch-israelischen Beziehungen spezialisierte.
Kontakt: naomimc@wujs.org.il
Weitere Informationen: https://wujs.org.il/
Redaktion
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