Beitrag in den Europa-Nachrichten Nr. 6 vom 29.6.2023

Gemeinsam stark für Kinderrechte: Wie freiwilliges Engagement für UNICEF Kinder in Krisenregionen unterstützt

Anna Guth

Inhalt

Einleitung
Hilfs- und Engagementstrukturen von UNICEF
Umsetzung der Kinderrechte in Deutschland
Mobilisierung von Freiwilligen in Krisenzeiten
Autorin
Redaktion

Einleitung

Wie sorgen wir für gute Nachrichten in einer Welt, die von globalen Krisen, Konflikten und Kriegen erschüttert wird? Unbestritten bringen Naturkatastrophen und bewaffnete Konflikte großes Leid über viele Familien und Kinder. Dennoch erleben wir in Momenten großer Hoffnungslosigkeit immer wieder auch starke Solidarität, Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft von breiten Teilen der Zivilgesellschaft. Darin liegt eine große Chance für ehrenamtliches Engagement, welches das Bewusstsein für die Krisen schärfen und die Hilfsbereitschaft unterstützen kann. Bundesweit setzen sich rund 8.000 Menschen ehrenamtlich für UNICEF ein. Mit ihrem Engagement machen sie gerade in Krisenzeiten gute Nachrichten für Kinder möglich!

Mit dem Krieg in der Ukraine begann 2022 für UNICEF einer der größten Nothilfeeinsätze der Nachkriegsgeschichte in Europa. Millionen Kinder und Jugendliche wurden aus ihrer Heimat vertrieben, von ihren Familien getrennt und konnten über Nacht nicht mehr zur Schule gehen. UNICEF organisierte ein groß angelegtes Hilfsprogramm für Kinder in der Ukraine und in den Nachbarländern, die geflüchtete Familien aufnahmen. Millionen Mädchen und Jungen erhielten Unterstützung – beispielsweise durch die Bereitstellung von medizinischen Hilfsgütern, sauberem Trinkwasser oder psychosozialer Betreuung. Zahlreiche Medien berichteten in den ersten Wochen und Monaten des Angriffskriegs über die humanitäre Lage der Bevölkerung. In der deutschen Bevölkerung kam es zu einer Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft.

Hilfs- und Engagementstrukturen von UNICEF

Für ehrenamtliche Strukturen sind solche Momente eine große Chance und Herausforderung zugleich. Viele Menschen in Deutschland wollen unmittelbar helfen und denken gerade bei Katastrophen auf dem eigenen Kontinent als erstes an Sachspenden. Hilfe für viele Millionen betroffene Menschen braucht jedoch Hilfsstrukturen vor Ort und eine professionelle Logistik. Als Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen verfügt UNICEF über beides. So konnten Hilfsgüter beispielsweise über das zentrale Logistikzentrum in Kopenhagen sowie regionale Zwischenlager schnell und in verlässlicher Qualität bis in die vom Konflikt betroffenen Städte und Dörfer geliefert werden. Voraussetzung für diese wirksame und effiziente Hilfe sind finanzielle Mittel, sprich Spenden. Dem freiwilligen Engagement für UNICEF in Deutschland kommt dabei eine sehr wichtige Mittlerfunktion innerhalb der eigenen Stadt zu: UNICEF-Engagierte vermitteln die Situation der Kinder in der Krisenregion und die Notwendigkeit, ihnen zu helfen. Sie erläutern die Arbeitsweise und die Wirkung von UNICEF für Kinder und gewinnen so die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Dabei ist die eigene Überzeugung, sich für Kinder und Jugendliche in Not einzusetzen und deren Kindheit auch unter schwierigen Bedingungen zu ermöglichen, ein wichtiger Faktor für die Überzeugungskraft der ehrenamtlich Engagierten.

Über eine seit Jahrzehnten etablierte bundesweite Engagementstruktur ist es UNICEF in Deutschland möglich, im Fall einer Katastrophe schnelle, lokale Informations- und Aufklärungsarbeit umzusetzen und so die Spendenbereitschaft innerhalb der Bevölkerung zu unterstützen.

Rund 8.000 freiwillig Engagierte zwischen 14 und 90 Jahren unterstützen die Arbeit des Deutschen Komitees für UNICEF an bundesweit über 150 Standorten und Städten. In Vorträgen und Workshops, Benefizveranstaltungen, Angeboten in Schulen, auf Social Media und über Infostände machen freiwillig Engagierte für UNICEF auf die Situation der Kinder weltweit und die UNICEF-Hilfsprogramme aufmerksam. Sie schaffen lokal Bewusstsein für Krisen, die den meisten Menschen in ihren Folgen für Millionen von Kindern nicht klar sind und zeigen auf, wie UNICEF selbst Kindern in sehr schwierigen Situationen wirksam helfen kann. So sind sie wichtige Stimmen für Kinderrechte, die zusammen mit der hauptamtlichen Spenden- und Öffentlichkeitsarbeit von UNICEF in Deutschland wirksame Hilfe für Kinder ermöglichen.

Der Krieg in der Ukraine hat viele Familien dazu gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und in anderen Ländern Schutz zu suchen – auch in Deutschland. Damit kam dem freiwilligen Engagement für UNICEF in Deutschland eine weitere Aufgabe zu. Die lokalen UNICEF-Arbeitsgruppen, Hochschulgruppen sowie JuniorTeams stellten »Gute Orte« für Kinder in ihrer Stadt und Gemeinde zusammen – Orte, an denen Kinder sich wohlfühlen, die gut erreichbar sind und keinen Eintritt kosten. Familien aus der Ukraine, die durch den Krieg plötzlich ihr vertrautes Lebensumfeld verloren hatten, konnten diese Informationen dann in verschiedenen Sprachen auf den Internetseiten der UNICEF-Gruppen abrufen.

Umsetzung der Kinderrechte in Deutschland

Ehrenamtlich für UNICEF Engagierte setzen sich darüber hinaus auch für die Umsetzung der Kinderrechte in Deutschland ein. Sie informieren zum Beispiel über die Forderung von UNICEF, Kinderrechte ins Grundgesetz aufzunehmen oder setzen sich für UNICEF-Programminitiativen für Kinderrechte an Schulen und in Kommunen ein.

UNICEF Deutschland bietet den ehrenamtlich Engagierten mit einer hauptamtlichen Engagementförderung ein umfassendes Qualifizierungs- und Fortbildungsprogramm sowie geeignete Materialien und Infrastruktur zur selbstständigen Gestaltung von Angeboten. So werden Engagierte beispielsweise laufend zu aktuellen UNICEF-Themen und Forderungen geschult, in Moderation, Netzwerkpflege und für die Schularbeit weitergebildet oder in kinderschutzrelevanten Aspekten im Engagement sensibilisiert. Erfahrungsberichte von UNICEF-Mitarbeitenden aus den Krisengebieten geben allen Engagierten einen unmittelbaren Einblick in die UNICEF-Hilfe vor Ort und liefern für die ehrenamtliche Infoarbeit wichtige Eindrücke. UNICEF Deutschland hat für die Fortbildung eine eigene virtuelle Lernplattform, den UNICEF Campus eingeführt. Zusätzlich finden bundesweit jährlich mehrere Vernetzungs- und Fortbildungstreffen in Präsenz statt. Dieses Unterstützungsprogramm ist seit der Gründung des Deutschen Komitees für UNICEF vor 70 Jahren stetig gewachsen, um auch den komplexeren Anforderungen an die Informations- und Spendenarbeit Rechnung zu tragen. Vor rund zehn Jahren wurde das junge Engagement von UNICEF mit der Etablierung ehrenamtlicher Hochschulgruppen sowie JuniorTeams für 14- bis 17-Jährige ausgebaut und strukturell gefördert. Damit wurde der Grundstein für eine stärkere Beteiligung von jungen Menschen im UNICEF-Engagement gelegt und der Nachwuchs für ein weiterhin starkes Engagement sichergestellt.

Mobilisierung von Freiwilligen in Krisenzeiten

Weil UNICEF Deutschland seine Engagementstruktur über viele Jahrzehnte aufgebaut hat, kann die Organisation ihre freiwillig Engagierten bei Krisen und Katastrophen schnell mobilisieren. Im Nothilfefall werden sofort gezielte eigene Materialien und Botschaften für die ehrenamtliche Arbeit entwickelt. Sie werden über Newsletter, ein eigenes Intranet, den UNICEF-Campus sowie regionale Betreuer*innen und Fachberatungen schnell und umfassend an die Gruppen kommuniziert. Für ihre Berichterstattung über Social Media und Webseiten erhalten die Gruppen umfangreiches UNICEF-Bild- und Videomaterial. Für die Informationsarbeit an Ständen oder in Vorträgen steht ein »Aktionsmodul Nothilfe« zur Verfügung. Die Materialien erklären die weltweite UNICEF-Arbeit anschaulich und geben Beispiele für die konkrete Hilfe für Kinder. Die Module sind je nach Themenschwerpunkt des Nothilfeeinsatzes anpassbar und stehen somit sofort passgenau und gut koordiniert zur Verfügung.

Beispielsweise durch die Arbeit mit Schulen stehen ehrenamtlich für UNICEF Engagierte im unmittelbaren Austausch mit Kindern und Jugendlichen. Dies ist ein wichtiger Baustein in der Umsetzung des UN-Mandates zur Verwirklichung der Kinderrechte. Denn es ist wichtig, Kinderrechte frühzeitig ins Bewusstsein zu bringen und sie anschaulich und interaktiv gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen zu vermitteln. Professionelle UNICEF- Unterrichtsmaterialien unterstützen die Gruppen dabei, beispielsweise mit Schulklassen über die Themen Krieg, Flucht und Migration zu sprechen und die dadurch bedrohten Kinderrechte, nicht zuletzt das Recht zum Schutz vor Gewalt, zu reflektieren.

Das ehrenamtliche Engagement ist für UNICEF Deutschland eine wichtige strategische Säule, um Kinderrechte in der Zivilgesellschaft zu verankern und über die UNICEF-Arbeit weltweit aufzuklären. Am 30. Juni wird UNICEF Deutschland 70 Jahre alt – die Gründung des deutschen Komitees geht auf ehrenamtliche Initiativen zurück. So ist das Ehrenamt für UNICEF Basis und Zukunft zugleich, um gemeinsam mehr für Kinderrechte zu erreichen und weltweit Not zu lindern. Ein Engagement in einer UNICEF-Ortsgruppe ist jederzeit über unicef.de/mitmachen möglich.


Beitrag im Newsletter Nr. 6 vom 29.6.2023
Für den Inhalt sind die Autor*innen des jeweiligen Beitrags verantwortlich.

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Autorin

Anna Guth ist Abteilungsleiterin Erwachsenes Engagement beim Deutschen Komitee für UNICEF e.V., Bereich Bürgerschaftliches Engagement

Kontakt: anna.guth@unicef.de

Weitere Informationen: https://www.unicef.de/mitmachen/ehrenamtlich-aktiv


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